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Die sanfte Glut im Glas

Von maurischer Alchemie zum beliebten Digestif – Der andalusische Brandy de Jeréz ist beliebter denn je zuvor.

Text: Michael Allhoff

+ + + Bei diesem Wetter kommt eine aufwärmende Reisereportage genehm + + + 

Siesta-Zeit in Jeréz de la Frontera. Die weißgetünchten Hausmauern der spanischen Kleinstadt am Südzipfel Europas reflektieren die Gluthitze der andalusischen Mittagssonne. In der Calle Jardinillo weht ein süßlicher Duft nach Vanille, Dörrpflaumen und gebranntem Kaffee. In der mittelalterlichen Gasse in der Altstadt von Jerez befindet sich die Brandy-Bodega Rey Fernando de Castilla. 

Im Inneren der Weinkellerei, die mit ihren gedrungenen Säulengängen an eine romanische Kirche erinnert, ist es angenehm kühl. Im dämmrigen Licht der kleinen, aber exklusiven Kellerei stapeln sich Dutzende dickbauchiger Eichenholzfässer, in denen spanischer Weinbrand lagert und reift – #BrandydeJeréz.

Mit geübtem Griff läßt Don Fernando de Andrada-Vanderwilde die “venencia”  – ein Silberkännchen an einer armlangen, biegsamen Ledergerte – durch das Spundloch eines der eisenbeschlagenen Fässer gleiten, schöpft Brandy ab und füllt zwei bauchige Kristallgäser. Der Grandseigneur des Brandy entstammt einer vierhundert Jahre alten flämischen Adelsfamilie, die im 18. Jahrhundert aus Gent nach Andalusien übergesiedelt ist. 

Mahagonirot funkelt der #SoleraGranReserva im Glas. Von diesem Weinbrand, der dreißig Jahre lang in Fässern aus Steineichenholz gereift ist, läßt Don Fernando Jahr für Jahr nur vierzigtausend Flaschen abfüllen. “Das Besondere am spanischen Brandy ist sein Alterungsprozeß nach der Solera-Methode”, erklärt der graumelierte Brandy-Connaisseur. Ein Teil des ältesten Weindestillats werde aus der untersten Faßreihe, #solera genannt, in Flaschen gefüllt und die Fehlmenge aus der darüberliegenden ersten #criadera  aufgefüllt. Die oberste criadera  werde nach Bedarf mit frisch destilliertem, jungen Weinbrand ergänzt. “Der Brandy wird so ständig mit Sauerstoff belüftet und altert daher hervorragend.” Genaue Altersangaben für einen ausgereiften Brandy seien im Gegensatz zu französischem Cognac nicht möglich. “Bei Brandy sprechen wir von Mindest-Altersstufen”.

Jeréz de la Frontera, die spanische Hauptstadt des Sherry und Brandy, hat sich seit dem Mittelalter einen Namen als Wiege auserlesener Weine, Sherries und Weinbrände gemacht. In den über dreißig großzügigen Hallengewölben von Kellereien mit so bekannten Namen wie #PedroDomecq, #Osborne  und #GonzálezByass lagert der ganze Wohlstand der andalusischen Kleinstadt.

Im feurigen Stil eines Don Juan schwärmte der spanische Dichter Rafael Alberti vom “großen König von Jerez de la Frontera”: Sein Aroma sei “wie von einer Nelkenblüte, die im festen Elfenbein eng geschnürter Brüste aufspringt.” 

Tatsächlich hat jeder Brandy seinen ureigenen Geschmack. Manche sind trocken und leicht, andere ausgeprägt süßlich und schwer; der eine erinnert an Haselnuß, ein nächster an Vanille, Zimt oder Karamel.

Aroma und Bukett eines jeden Weinbrands werden geprägt durch die Kunst der Kellermeister. Der Grundwein ist ein wichtiger Faktor. Nördlich von Jeréz gedeihen auf Hainen, die schon von Phöniziern, Römern, Vandalen und Mauren kultiviert wurden, die Reben der Sorten Palomino und Airén, welche zu säurearmen, sehr fruchtigen Weißweinen von strohgelber Farbe und hohem Alkoholgehalt ausgebaut werden. Außerdem entscheiden das Brennverfahren, das Holz des Fasses, in dem vorher Sherry – sei es ein Seco, Medium-Dry oder Oloroso – für mindestens drei Jahre gelagert haben muß sowie die Reifedauer über den Geschmack des Weinbrands.

Seinen “lieblichen Geist” heben die Jerezaner Brandy-Bodegas in einer selbstbewußten Namensgebung ihrer besten Brände hervor – mit Markennamen wie Duque de Alba (Graf von Alba), Gobernador (Herrscher), Insuperable (Der Unübertreffliche) oder Espléndido (Der Großartige). “Brandy de Jerez wird ausschließlich aus Trinkweinen destilliert”, sagt Ricardo Rebuelto, “während vielerorts Branntweine aus minderen Weinen oder gar Maische hergestellt werden.” Als Generalsekretär des Consejo Regulador, der obersten Kontrollkommission des spanischen Hochprozentigen, wachte Rebuelto mit einem Stab von Technikern und Inspektoren über die Qualität des Brandy. Offenbar mit Erfolg: Deutschland ist heute nach Mexiko mit jährlich rund 3,5 Millionen importierten Flaschen zweitgrößter Verbraucher des spanischen Digestifs. Doch niemand weiß den Brandy mehr zu schätzen als die Spanier selbst. Jahr für Jahr werden 90 Millionen Flaschen abgefüllt – aber nur ein Viertel geht in den Export!

Szenenwechsel. Bei Cádiz an der Mittelmeerküste liegt El Puerto de Santa María. In der verschlafenen Hafenstadt zwanzig Kilometer südlich von Jerez steht sich das Stammhaus der 1772 gegründeten Bodega Osborne. Die Bodega wurde in Spanien durch den schwarzen Sperrholz-Stier so bekannt wie nördlich der Pyrenäen Milka-Schokolade mit ihrer lilafarbenen Kuh. Haushoch und mit allen Attributen seiner vitalen Kraft überragt das Markenzeichen der Destillerie vielerorts die spanische Hochebene.

In der kathedralengroßen Katakomben der Bodega Cecilia  altern über 36.000 moosgrüne und eisenbeschlagene Fässer, vierfach aufeinander gestapelt in langen Reihen. Für einen leichten Schwips braucht man in der Bodega keinen Schluck Brandy verkosten: Aus den Holzritzen der Fässer verflüchtigt sich der Weingeist, sättigt die Luft, betört die Sinne…

In der benachbarten Produktionshalle steht die sechzig Meter lange Abfüllstraße. Unter Hochdruck schießt Brandy aus fünfzig Pumpen gleichzeitig in Flaschen. Jede Stunde verlassen  zweitausend Kisten der meistverkauften spanischen Marken #Magno und #Veterano das Band.

Die Historie des feurigsanften Spaniers reicht bis ins dritte Jahrhundert zurück. Lange vor der Renaissance war Al-Andalus – wie die Mauren ihr Reich im Süden der iberischen Halbinsel nannten -, Vorposten orientalischer Kultur und geistige Hochburg von Astronomie und Medizin. Arabische Alchemisten entwickelten die Destillation als eine der ältesten chemisch-technischen Errungenschaften der Menschheit. Erst während der rund 800 Jahre währenden Besatzungszeit dieser Entwicklungshelfer aus Nordafrika (711 bis 1492) verbreitete sich das Wissen um die Wandlung von Wein zu #aquavitae in Europa. Selbst das Wort “Alkohol” ist arabischen Ursprungs: Al-Khul bezeichnete ein feines Pulver aus Antimonit – einem seltenen schwarzen Erz, das in der ägyptischen Kosmetik zum Färben der Augenlider verwendet wurde. Denn die Mauren als gläubige Moslems destillierten Alkohol nicht zum Genuß, sondern um ihre reiche Palette an Arzneien und Duftwässern zu konservieren!

Daß an der Kommerzialisierung von Sherry und Brandy Engländer, Franzosen und Holländer maßgeblich beteiligt waren – davon zeugen bis heute britische Destillerien wie #Croft, #Garveys oder Williams & Humbert. Ironie des Schicksals: Ein so urspanisches Getränk wie der Brandy hat keinen originären Namen gefunden. Denn die Bezeichnung “Brandy” ist nichts anderes als eine englische Verballhornung des holländischen #brandewijn, zu deutsch – Branntwein! Unter holländischer Flagge wurde der Weinbrand in alle Welt verschifft. “Spanish Brandy” galt schon in den Übersee-Kolonien als hochgeschätzter Digestif.

Brandy heute, das ist das flüssige Gold Andalusiens. Sein Feuer spiegelt die Sonnenglut des spanischen Südens wider, ein Leuchten, das gegen Abend die sanft gewellten Hügel und grünen Rebstöcke bei Jeréz de la Frontera rotgolden erstrahlen läßt und dem Landstrich im Süden der iberischen Halbinsel auch seinen Namen gegeben hat: Costa de la Luz, Küste des Lichts.

Informationen 

Übernachten:

Hotel Royal Sherry Park

https://www.hipotels.com/en/hotels/sherrypark/

Tel. 0034 – 956 – 30 30 11

Besichtigen:

Bodega Osborne, El Puerto de Santa Maria, Tel: 956-85 52 11. Gonzales Byass, Jeréz, María González 12, Tel: 956- 340 000. Fernando de Castilla, Calle Jardinillo 7, Tel. 956-18 24 54

Erleben:

Auf der “Route des Stiers” lassen sich die malerischen Städtchen Medina Sidonia und Arcos de la Frontera entdecken, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint.

Strände: Chipiona und Rota eine Stunde südlich von Jeréz bieten herrliche Strände. Szene-Treffpunkt der Windsurfer ist #Tarifa

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www.michaelallhoff.com

#costaBlancaLEBEN #Tourismus #Spanien

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